Teil der Blogparade #dieZeitdanach von Newworkstories.com

 

Eine Geschichte von digitaler Führung, Prinzessinnen und Alexander dem Großen

 

Die vergangenen Wochen während des Lockdowns haben viele Menschen als Herausforderung empfunden. Im Rückblick auf diese Wochen sind die Ansichten unterschiedlich. Manche Menschen empfanden die Arbeit im Home Office als eine Chance für fokussiertes und produktives Arbeiten. Andere nutzten die Gelegenheit der Kurzarbeit, um sich in diversen Webinaren fortzubilden. Wieder andere bauten neue digitale Kompetenzen durch die Arbeit über Zoom & Co. auf.

Doch es gibt auch weniger positive Meinungen. Lange Stunden in Online-Videokonferenzen, die sich nahtlos anneinander reihen, kosten Kraft und zehren an der Energie. Führungskräfte bemängelten die nicht vorhandenen Zurufmöglichkeiten über den Flur. Andere Führungskräfte vermissten den Kontakt zu den Kolleg*innen und das Wissen darüber, wie es ihren Mitarbeitenden wirklich geht.

 

Mit den Lockerungen scheint neues Land in Sicht. 

 

Nun, endlich, geht es zurück ins Büro. Eltern können die Kinder nach und nach wieder in die Kitas bringen. Schulen experimentieren mit 50% Modellen ähnlich wie viele Unternehmen.

Viele Menschen stellen sich jetzt die Frage nach einem neuen Normal. Doch auch hier sind die Perspektiven unterschiedlich. Heißt neues Normal, dass alles anders ist, als es vor März 2020 war? Oder bedeutet es, dass alles am Besten wieder so wird wie zuvor? Doch kann es überhaupt ein Zurück zum Zuvor geben?

Good Luck Charlie Reaction GIF

 

Kann es ein Zurück zum Zuvor geben?

 

Diverse Studien wie bspw. von Next Normal (https://www.next-normal.org/wp-content/uploads/2020/06/tnn_studie.pdf) zeigen auf: Die Unternehmenswelt hat dringende Fragen rund um DigitalisierungInnovation oder Agilität in der Arbeitswelt zu beleuchten. Das Zurück zum Normal war auch schon vor der Pandemie längst out. Doch durch Corona hat sich vieles drastisch verstärkt.

Die Fragen rund um eine nachhaltige Digitalisierung, eine Revision von Führung und Hierarchiemodellen und eine Sinnorientierung in einer Arbeitswelt werden schon seit einigen Jahren diskutiert. Doch die Umsetzung und Realisierung davon wurde von vielen Unternehmen und ihrer Führung nicht selten auf die lange Bank geschoben.

 

Die Umsetzung und Realisierung von Digitalisierungsprojekten wurde von vielen Unternehmen und ihrer Führung nicht selten auf die lange Bank geschoben.

 

Digitalisierung – jetzt aber wirklich

 

Das ist nicht verwunderlich, wenn wir den Aspekt der „Digitalisierung“ aufgreifen. Denn eine ganzheitliche Digitalisierung braucht Zeit. Sie erfordert die Betrachtung von Infrastrukturen und Prozessen ebenso wie das Hinterfragen von vielen Betriebsabläufen, die lange als normal und wichtig erachtet wurden. Digitalisieren heißt auch, Silos kritisch zu betrachten. Es erfordert ein Anklopfen bei den König*innen und Prinzen bzw. Prinzessinnen in ihren Elfenbeintürmen im Unternehmen, um sie dazu einzuladen, diese Reise mit zu gestalten. Denn ohne Vernetzung, Miteinander und gemeinsame Ziele funktioniert Digitalisierung nicht.

Digitalisierung steht für Veränderungen von gewohnten Abläufen. Es steht für einen Abschied von oft lange bewährten Instrumenten und Prozessen. Es erfordert ein Umdenken und ein Loslassen.

 

Digitalisierung steht für Veränderungen von gewohnten Abläufen. Es steht für einen Abschied von oft lange bewährten Instrumenten und Prozessen. Es erfordert ein Umdenken und ein Loslassen.

 

Führen auf Augenhöhe

 

Nun werden Unternehmen seit Jahre transformiert, verändert und durch diverse Change-Prozesse hindurch begleitet. Man könnte meinen, Veränderung ist im Unternehmen systemimmanent. Die Schwierigkeit, welche die Digitalisierung bringt ist jedoch, sie erfordert eine Veränderung insbesondere in der Art wie Führung gedacht wird. Denn nachhaltige Veränderung in einer digitalen Welt steht und fällt mit der Führung. Es braucht also alle – die modernen, hippen und innovativen Führungskräfte ebenso wie die stolzen Adligen. Es geht nur gemeinsam und gemeinsam heißt in diesem Falle:

Die Führung muss zusammen und auf Augenhöhe besprechen, was Führen in einer digitalen Welt bedeutet. Da reicht es nicht, sich kluge Berater*innen ins Haus zu holen oder sich schöne Powerpoint-Präsentationen über den CloudLink abzurufen. Es reicht auch nicht, mal ein kleine Initiative zum geführten Klicken für die Mitarbeitenden (und die Führungskraft) zu starten, damit jetzt dann doch mal alle wissen, wie man heute so zoomt bzw. sich in eine Videokonferenz einwählt. Noch weniger reicht es, sich mit den alten und bewährten Berater*innen des Hauses auszutauschen, die ebenso an der Digitalisierung scheitern wie es die Führung selbst seit Jahren tut.

 

Die Schwierigkeit, welche die Digitalisierung bringt ist jedoch, sie erfordert eine Veränderung insbesondere in der Art wie Führung gedacht wird.

 

Was heißt Führen im Digitalzeitalter wirklich? 

 

Chancen entstehen, wenn sich die Führung erlaubt, echte Veränderung hin zur nachhaltigen Digitalisierung als Prozess zu erleben und dabei neben aller Ernsthaftigkeit die Leichtigkeit nicht ganz aus den Augen zu verlieren. Dafür ist es auch okay, sich mit Kolleg*innen auf diversen Ebenen darüber auszutauschen, was Digitalisierung für sie individuell und für das Unternehmen bedeutet. Es tut weh, sich von Gewohntem zu lösen. Aber es kann auch Spaß machen zu sehen, dass man sich mit den Kolleg*innen über neue Produkte, innovative Services oder leichtere Abstimmungswege unterhalten kann und so schneller zum gemeinsamen Handeln kommt.

Chancen entstehen, wenn sich die Führung erlaubt, echte Veränderung hin zur nachhaltigen Digitalisierung als Prozess zu erleben und dabei neben aller Ernsthaftigkeit die Leichtigkeit nicht ganz aus den Augen zu verlieren.

Neues zu Lernen aktiviert das Gehirn und gibt Energie. Der Austausch auf Augenhöhe mit jungen Kolleg*innen, die Einladung zum offenen Brainstorming – gern auch digital – kann Türen aufzeigen, bswp. für neue Initiativen oder Projekte, die man im Silo lange nicht sehen konnte. Neue Dialogformate – ob digital, analog oder hybrid – geben die Chance, Zukunftskompetenzen wie Empathie, Offenheit und Veränderungsbereitschaft zu trainieren, während man parallel zusätzlich die Technologie-Kompetenzen schärft. Und wer dann im Zoom Meeting doch mal falsch klickt: Keine Sorge. So schnell macht keiner das Internet kaputt.

Agilität – Flexibilität: Die Komfortzonen dehnen

Wer sich streckt, erreicht manchmal die oberen Gläser im Regal. Das wussten wir schon als Kind. Wer sich dehnt, merkt oft erst richtig, wie viel außerhalb der Komfortzone möglich ist. Die Herausforderung besteht darin, Digitalisierung und Innovation zu denken, wenn man als Führungskraft und Mitarbeitende*r bereits zu 100 oder 120% ausgelastet ist. Dann kommt Veränderung noch zusätzlich zu den Alltagsaufgaben hinzu. Und wer sich ein wenig mit dem Gehirn beschäftigt hat, weiß: Ein gestresster Kopf kann nur schwer „Neues“ denken. Das Gehirn bewegt sich dann in gewohnten Bahnen und verarbeitet Daten so, dass die aktuellen, gewohnten und anstehenden Probleme schnellstmöglich gelöst werden.

Ein gestresster Kopf kann nur schwer „Neues“ denken. Das Gehirn bewegt sich dann in gewohnten Bahnen und verarbeitet Daten so, dass die aktuellen, gewohnten und anstehenden Probleme schnellstmöglich gelöst werden.

Dennoch steht die neue Arbeitswelt ebenso wie digitales oder neues Führen für Agilität. Sie steht für die Bereitschaft, sich beruflich und persönlich zu strecken. Sie steht auch dafür, sich für neue Methoden, neue Formen der Zusammenarbeit und neues Denken, zu dem was Führen eigentlich bedeutet, zu öffnen.

Sinn, Werte, Achtsamkeit werden wichtiger. 

Sinn, Werte und Achtsamkeit in Unternehmen werden wichtiger. Sinn deshalb, weil er auf einer persönlichen Ebene hilft, Fokus zu setzen und sich nicht in 1.000 Aufgaben zu verzetteln. Sinn hilft übrigens auch, der Digitalisierung des Unternehmens einen Fokus und einen Zielkorridor zu geben. Werte geben Orientierung für das Handeln aller und sie unterstützen etwas, das heute oft leichthin als Branding abgespeist wird. Aber doch ist es nicht von der Hand zu weisen, dass das agile und digitale Unternehmen sich besonders für junge, digital-affine Arbeitskräfte sexy machen muss.

Sinn hilft, Fokus zu setzen und sich nicht in 1.000 Aufgaben zu verzetteln. Sinn hilft übrigens auch, der Digitalisierung des Unternehmens einen Fokus und einen Zielkorridor zu geben.

Und Achtsamkeit: Ja, was ist das eigentlich? Es ist eine Chance, Methoden zu entwickeln, um auch in stressigen, herausfordernden Situationen fokussiert und produktiv zu bleiben. Zudem unterstützt eine achtsame Praxis die Führung darin, empathisch ihre Mitarbeitenden zu fördern, mit ihnen auf Augenhöhe zu kommunizieren (und vice versa!) und es trainiert die innere Offenheit für Innovation und Veränderung. Man kann sagen: Es ist eine Superpower, die hilft, Zukunftskompetenzen zu entwickeln und die vieles von dem fördert, was das agile und digitale Unternehmen ausmacht.

Eine achtsame Praxis unterstützt die Führung darin, empathisch ihre Mitarbeitenden zu fördern, mit ihnen auf Augenhöhe zu kommunizieren (und vice versa!) und es trainiert die innere Offenheit für Innovation und Veränderung

In a nutshell

Ist nach der Corona-Pandemie jetzt alles anders? – Nein, ist es nicht. Wandern wir als Menschen, als Gesellschaft und Unternehmen gerade in ein neues Normal? – Jein.

Als Alexander der Große einst die alten Weisen aus dem Orient fragte: Was ist das gefährlichste Biest, das dem Menschen begegnen kann, sagten diese: “Die Unsicherheit.”

Als Alexander der Große einst die alten Weisen aus dem Orient fragte: Was ist das gefährlichste Biest, das dem Menschen begegnen kann, sagten diese: “Die Unsicherheit.”

Wenn also das neue Normal schlichtweg für etwas Festes und Unveränderbares stehen soll, dann ganz klar: Nein, wir wandern nicht zu einem neuen Normal. Wenn Unternehmen die Chance ergreifen, die Digitalisierung aktiv voran zu bringen, um vernetzte Geschäftsmodelle anzutreiben und um Führung neu zu denken, dann kann das neue Normal bedeuten: Wir lernen als Unternehmen mit der Unsicherheit insofern umzugehen, dass wir sie als Gestaltungs- und Wachstumschance begreifen.

Am Ende des Tages bleibt also nur eine Frage: Wie nutzen Sie die Chancen des neuen Normal?  

 

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Digitale Angebote von myndway

 

Information zur Autorin:

Dr. Martina Dopfer ist Vorreiterin in der Verknüpfung von Digitaler Innovation, Entrepreneurship und Achtsamkeit. Durch ihre Promotion an der Universität St. Gallen, am HIIG in Berlin und an der UC Berkeley über digitale Geschäftsmodellinnovation von Startups und etablierten Unternehmen hat sie ein wissenschaftliches Kognitionsmodell für die Gestaltung von Veränderungsprozessen entwickelt. Die Neurowissenschaft ergänzt ihren Zugang um die menschliche Bewusstseinsperspektive. Diese wird zunehmend wichtiger, um die Veränderungen in der Arbeitswelt zu verstehen und sinn- und wertorientiert zu begleiten, ohne die Veränderungen auf Pauschallösungen zu reduzieren.

Frau Dr. Dopfer ist Autorin von “Achtsamkeit und Innovation in integrierten Organisationen”, Gründercoach und Gründerin von myndway. myndway bringt den ganzheitlichen Transformationsansatz von Frau Dr. Dopfer in achtsamen Entwicklungskonzepten für Mitarbeiter, Führungskräfte und Teams zusammen. Ziel von myndway ist es, Achtsamkeit und Agilität vom On- bis zum Offboarding als Allgemeingut ins Unternehmen zu bringen.

Als Speaker und Beraterin trägt Frau Dr. Dopfer ihre Vision von menschlichen und erfolgreichen Unternehmen in die Welt.

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