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Die neue Arbeitswelt lädt uns auf das Abenteuer ein, unbekannte Welten zu erobern. Statt weiter fröhlich um den Baum zu tanzen, haben wir nun die Chance, hohe Berge des Wandels zu erklimmen und mit selbstorganisierte Kreisen aus Gefährten eine Zukunft für Mittelerde zu prägen.
Was bedeutet eigentlich Führung, wenn wir über New Work sprechen? Inwiefern hat sich Führung verändert und wie können wir Menschen dazu befähigen, Führung von Innen heraus zu leben? Und was haben diese Fragen mit den Abenteuern der Gefährten aus Lord of the Rings zu tun?
Führung – das ist ein großes Wort, das seit Jahren über verschiedenste Forscher unterschiedlich definiert wird. Die verschiedenen Stile rangieren von autoritär bis demokratisch (s. Abb. 1) und orientieren sich in den Dimensionen daran, wie viel Entscheidungsspielraum dem Vorgesetzten und wie viel dem Mitarbeiter eingeräumt wird.
Genau in dieser Darstellung finden wir auch schon die Crux von Führung in der heutigen Zeit. Natürlich braucht es Menschen im Unternehmen, die Entscheidungen treffen. Doch so lange wir Entscheidungsspielräume von Mitarbeitern und Vorgesetzten differenzieren, befriedigen wir lange gewachsene mentale Modelle von Führung.
Vernetzung innerhalb agiler Ökosysteme
In einer neuen Arbeitswelt und innerhalb stetig höher technologisierter Ökosysteme, wird die Vernetzung und das Miteinander wichtiger. Ein innovatives Geschäftsmodell funktioniert nur, wenn Experten verschiedenster Richtungen zusammenkommen und kundenzentriert das neue Geschäftsmodell entwickeln. Hier braucht es Wissen zu Produkt, Marketing, Vertrieb, Technik uvm. Jeder Funken Wissen ist wichtig, um ein ganzheitliches Geschäftsmodell zu entwickeln.
Für mich veranschaulicht die Logik der Geschäftsmodell-Entwicklung das Bild der Gefährten, die gemeinsam Entscheidungen treffen. Dabei gilt es, die Führung agil demjenigen zu überlassen, der im gegebenen Moment die höchste Expertise zum bestimmten Teilgebiet besitzt. Gleichzeitig wird die gegenseitige Wertschätzung der Fachgebiete wichtig, um flexibel den (Führungs-)Stab weiterzugeben. Gerade wenn es um die Ausformulierung weiterer Geschäftsmodell-Elemente geht.
Authentische Rollen – Eine Chance für Führung von Innen heraus
So gestaltet sich Transformation nachhaltig und von Innen heraus. Dabei wird der Blick auf die Rollen wichtiger. Wir bewegen uns heute in agilen und schnelllebigen Ökosystemen, die von stetigen Veränderungen geprägt sind. Dies bringt Unsicherheit und Komplexität mit sich. Um mit dieser Volatilität umzugehen, frage ich mich, ob wir überhaupt noch von Führung sprechen sollten? Wäre es vielleicht sinnvoll, sich mit einer Vorstellung von befähigten Gefährten anzufreunden, die sich von klassischen mentalen Modellen zu Führung innerhalb von Hierarchien verabschiedet haben?
In Abb. 2 werden weitere Führungsstile aufgegriffen, die auch auf die Rolle im Team eingehen. Wenn man sich eine agile Übergabe des Führungsstabes in einem befähigten Team vorstellt, wird eine Agilität in den dargestellten „Stilen“ möglich. D.h. nichts anderes, als dass viele Stile nötig sind, um gemeinsam ans Ziel zu kommen. Es gibt nie den einen Stil bzw. den einen Weg, der auf Dauer das optimale Mittel zum Zweck ist. Man denke an verschiedene Phasen in einem Projekt oder an die Entwicklungsphasen eines Unternehmens. Während zu Projektstart eine partizipative Denkweise wichtig ist, wird es Phasen im Projekt geben, in welchen verschiedene Akteuere koordinieren, delegieren und lenken müssen. Der Experte kommt auch einmal in die Position des Dirigierenden, der aus der Expertenbrille kontrollieren und koordinieren muss, nur um das Endergebnis wieder im Abstimmung mit den anderen Experten zu validieren.
Die Gefährten – Herr der Ringe macht es vor?
Auch hier würde ich gerne auf das Bild der Gefährten verweisen und einen Wandel in mentalen Modellen vorschlagen. Führung in einem Kreis aus Gefährten entsteht durch einen anderen Blickwinkel auf die eigene Rolle.
Eine Rolle kann von Außen beschrieben werden, doch letztlich füllt sie stets das Individuum mit seinen ganz persönlichen Fähigkeiten und Ziele. Je mehr die Organisation derartige Authentizität erlaubt, desto mehr erlaubt sie Kreise aus Gefährten, die ihre gegenseitigen Fähigkeiten und Expertisen wertschätzen.
Die authentische Rolle erwächst durch die bewusste Gestaltung der eigenen Rolle auf Basis von persönlichen Leidenschaften und Fähigkeiten. Wer weiß, in was er/sie gut ist und sich durch die Menschen um sich befähigt fühlt, diese Rolle anzunehmen, wird selbstbewusster. Diese Art der Befähigung ist wie eine Einladung dazu, Verantwortung anzunehmen und aus sich selbst heraus Ziele voranzubringen, die der eigenen Rolle entsprechen und auf das Wachstum des Unternehmens einzahlen.
Führung von Innen heraus ist Befähigung durch einen Kreis aus wertschätzenden Gefährten. Es zeigt auch Ganzheit aus dem individuellen Inneren. In anderen Worten: Führung ist Verbundenheit mit sich, die nach Außen strahlt. Diese Verbundenheit mit den eigenen Fähigkeiten, Potentialen und Zielen stärkt unser Handeln und unsere Klarheit in der Kommunikation. Diese Verbindung macht den Einzelnen resilienter. Er kann sich klarer abgrenzen und unterscheiden, was gerade wichtig ist. Sie fördert eine Klarheit über Zielkorridore, erleichtert Abstimmungen und das Gewinnen von Unterstützern. Wer mag, was er tut, empfindet auch mehr Begeisterung und Antrieb.
In einem Kreis aus Gefährten, die sich ähnlich befähigt fühlen, ihre Rolle auszufüllen und die innere Führung zu leben, entsteht Kraft zur Gestaltung agiler Arbeitswelten.
Ganz nach dem Bild der Gefährten von „Lord of the Rings“ wird so das befähigte Individuum im Organisationskontext seine Abenteuer suchen. Ich bin gespannt auf die vielen spannenden Geschichten, die sich über die Zeit entwickeln.