Stefan Müller und Dr. Martina Dopfer im Dialog

 

Martina: Hallo Stefan, schön, dass Du da bist. Magst Du Dich kurz vorstellen?

Stefan: Gerne. Erst einmal vielen Dank für die Einladung. Ich habe mich sehr darüber gefreut. Ich bin Stefan Müller und es ist schon über 20 Jahre her, dass ich als Elektro-Ingenieur ins Berufsleben eingestiegen bin, genauer gesagt in die Entwicklung von Embedded Software. Ich habe dann nach einigen Jahren begonnen, Projekte zu leiten und bin schließlich Teamleiter geworden. Der Faktor Mensch hat also immer mehr Raum eingenommen. Schließlich habe ich begonnen, mich mit Agilität zu beschäftigen und habe eine Ausbildung zum systemischen Businesscoach gemacht.

 

Martina: Wie lebst Du Achtsamkeit in Deinem beruflichen Alltag?

Stefan: Du beschreibst in Deinem Buch toll die vielen verschiedenen Formen, achtsam zu sein. Am meisten nutze ich die des aktiven Zuhörens, sicher eine der wichtigsten Fähigkeiten eines Coaches, aber auch jeder Führungskraft.
Außerdem beginne ich meinen Tag immer mit 4 Minuten Stille und in mich Hineinhören.
Außerhalb des Büros praktiziere ich seit einigen Jahren Yoga und mindestens in turbulenten Zeiten versuche ich, ein bis zwei Mal pro Woche 20 Minuten zu meditieren.

 

Martina: Welche Herausforderungen siehst Du für eine neue, digitale Arbeitswelt?

Stefan: Die Welt stellt uns vor immer komplexere Aufgaben. Diese zu erfassen und zu bewältigen, überfordert immer häufiger die rein rationale Intelligenz. Zum Glück verfügen wir Menschen aber über Fähigkeiten, die weit darüber hinausgehen. Wir können z.B. Emotionen zu unseren Entscheidungsprozessen einbeziehen – z.B. das Bauchgefühl. Diese Quelle müssen wir aber zu nutzen lernen bzw. trainieren. Dabei hilft uns der achtsame Blick in uns und in die Welt.
Außerdem ist es wichtig, einander wirklich zu verstehen. Achtsames Zuhören ist dafür die wichtigste Voraussetzung.

 

 

Martina: Wenn Du über Achtsamkeit und Agilität nachdenkst: Warum denkst Du, ist es wichtig, beides zusammen zu bringen?

Stefan: Es geht darum, nicht mehr nur zu analysieren, was eine passende Lösung ist, sondern diese vielmehr zu erspüren. Was wir da erspüren, ist auf den ersten Blick nicht immer logisch, aber häufig einfach großartig. Und dann diesen Lösungsansätzen eine Chance zu geben, in dem man iterativ mit Inspect & Adapt daran arbeitet, ist das ja eines der Grundprinzipien von Agilität.

 

Es geht darum, nicht mehr nur zu analysieren, was eine passende Lösung ist, sondern diese vielmehr zu erspüren.

Martina: Gibt es ein Achtsamkeitserlebnis aus dem Job, das für Dich besonders bewegend war?

Stefan: Für mich ist es am schönsten, mit anderen Menschen eine tiefe Verbindung aufzubauen, indem ich ihnen wirklich zuhöre und mit Empathie begegne. In solchen Momenten passiert es z.B., dass eher introvertierte Entwickler mit leuchtenden Augen von dem erzählen, was sie z.B. in einem Scrum-Sprint leidenschaftlich erschaffen haben.

 

Für mich ist es am schönsten, mit anderen Menschen eine tiefe Verbindung aufzubauen

Lieber Stefan, vielen Dank für das offene und schöne Gespräch.

 

Stefan Müller ist systemischer und agiler Coach, Software Entwickler und Naturwissenschaftler. In seiner Arbeit verbindet er seine Erfahrungen als Führungskraft und Teamleiter mit agilen Methoden.

 

Dr. Martina Dopfer ist Gründerin von mynd:way. Sie widmet ihr Tun der achtsamen und agilen Entwicklung einer neuen Arbeitswelt. Dabei verbindet sie Methoden aus dem Innovationsmanagement mit neurowissenschaftlichen Ansätzen. Mehr dazu unter myndway.com. Ihre Ansätze können Sie in ihrem Buch “Achtsamkeit und Innovation in integrierten Organisationen” nachlesen.

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