Warum ist Resilienz gerade jetzt so wichtig und in vielen Organisationen aktuell zu einem Hype geworden? Wie kann uns Resilienz dabei unterstützen in Krisenzeiten nicht zu verzweifeln, sondern diese Phasen als eine Chance zu Lernen und Wachstum zu verstehen und zu leben?

Resilienz, also die Widerstandsfähigkeit, die unsere Psyche bzw. Seele hat, steht dafür, wie wir mit schwierigen Lebenssituationen (inklusive der beruflichen Situationen) und Traumata umgehen und wie wir daraus lernen können. 

Widerstandsfähig im New Normal

In Zeiten der Pandemie, in dem Home Office für viele zu einer „erzwungenen“ Normalität wurde, sind viele Menschen auf sich zurückgeworfen worden. Sie fühlen sich alleine oder durch zu viel andere Menschen in die Ecke getrieben. Andere wiederum finden keinen Raum und keine Zeit mehr für sich selbst, da sich Berufs- und Privatleben kaum noch voneinander trennen lässt. Wieder andere reflektieren mehr, wie es ihnen geht, wie glücklich (oder unglücklich) sie sind. Gleichzeitig steigt für viele Menschen die Arbeitslast, die sie im Rahmen ihrer Tätigkeit erledigen müssen und auch die Dringlichkeit, mit der sie daran arbeiten. 


In diesen Zeiten der „entfernten Beziehungen“, schaffen es nur wenige Teams ein gutes Teamgefühl aufrechtzuerhalten. Infolgedessen haben manche Teammitglieder nicht mehr das Gefühl wirklich zusammenzuarbeiten, für eine gemeinsame Sache zu stehen oder gemeinsam die Organisation weiterzubringen. Einer der Gründe hierfür liegt meiner Erfahrung als Coach und Trainerin nach darin, dass Problemkreise und Schwierigkeiten, Schwächen und unzureichendes Arbeitspensum im Fokus von Besprechungen und Workshops stehen, anstatt die Menschen in ihrer Kraft zu bestärken. Hierzu gehört z.B. die Arbeit an den eigenen Stärken, das Finden eines „Fit’s“ (der Passung von Stärken mit dem Kontext, den Arbeitsaufgaben), sowie der Erfolge, die gemeinsam erreicht wurden. Damit Menschen in ihrer Kraft und eigenen Energie bleiben können, benötigen Sie das Gefühl, dass sie und ihre Arbeit geschätzt werden. Sie erleben sich dadurch als selbst wirksam, was wiederum motiviert und ihnen Energie für die nächsten Aufgaben gibt.

Selbstwirksamkeit stärken – Resilienz leben

Dafür hilft es, explizit auf die eigenen Stärken und „Energietankstellen“ zu schauen – als Individuum, als Team oder auch als Organisation. Hier können folgende Fragen helfen:

  • Welche Stärken habe ich? Wer kann mir dazu ein auf Stärken ausgerichtetes Feedback geben?
  • Was oder wer gibt mir in schwierigen Situationen Kraft und Energie? 
  • Was hilft mir in der negativ erlebten Situation auch positive Aspekte zu entdecken? 
  • Gibt es einen Ort, an dem es mir gut geht und an dem es mir leicht fällt, meine negativen Gedanken in positive zu verwandeln? 
  • Gibt es bestimmte Zeiten am Tag, an denen es mir gelingt positiver in die Welt zu blicken?

 

Pater Anselm Grün, der mich durch sein Buch „Vom Burnout zum Flow“ inspiriert hat, spricht davon, wie wir in unsere Kraft kommen und diese (be)halten. Mit Flow meint er, ganz aus der inneren Quelle zu schöpfen. Diese Quelle möchte den Weg nach außen finden, ohne auszubrennen. Ein Weg, der dazu führt, dass wir bei uns bleiben, ist es, sich bewusst zu machen, wo und wie ein größtmöglicher Fit zwischen den eigenen Fähigkeiten, Kompetenzen und Stärken und der Arbeitsaufgabe existiert. So kann ich auch die eigene Wirksamkeit erleben und durch diese positive Wahrnehmung meine Selbstwirksamkeit weiter ausbauen. 


Daran kann Jede und Jeder arbeiten. Auch, wenn der Ausbau der Selbstwirksamkeit gegebenenfalls eine Veränderung bestehender Situationen erforderlich macht, was schmerzhaft sein kann. Doch gerade diese Veränderung des eigenen Denkens und Handelns macht den Weg frei für etwas Neues – eine passendere Aufgabe, einen passenderen Job und führt so letztlich auch zu mehr Glücksempfinden. Dafür gibt es viele Übungen und Ideen zur Reflektion, die ich in meinem aktuellen Resilienz-Quadrat gesammelt habe.

Abb. 1: Das Resilienz-Quadrat von Ulrike Haupt

Resilienz ist eine Einladung, sich selbst Gutes zu tun

Neben dem „großen Wurf“ sind auch die „Baby Steps“ wichtig: im Moment zu sein, sich selbst etwas Gutes zu tun, ist in dieser Zeit der hohen Arbeitsbelastung, der Orientierungslosigkeit und der Einsamkeit so wichtig. Es hilft uns über emotionale Tiefen hinweg, unsere Batterien aufzuladen und das Leben zu genießen.

 

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In den letzten Wochen habe ich mit meinen Kunden viel zu den Themen der Psychischen Gesundheit, der Burnout-Prävention und natürlich zur Resilienz gearbeitet. Es ist großartig zu sehen, was möglich ist, wenn wir uns öffnen, über Stresssituationen und unsere physischen und psychischen Warnsignale sprechen und gemeinsam zu erkennen, dass Unsicherheiten und Ängste einfach menschlich und „normal“ sind.
Wie gut es ist, sich an Erfolgs- und Glücksmomente, wie auch an unsere Stärken zu erinnern; an unsere Energiequellen und Menschen, die uns unterstützen, zu denken. Denn eben das hilft uns, uns wieder mit unserem Purpose und unserer inneren Motivation zu verbinden und voller Energie den Moment zu leben – egal ob beruflich oder privat. 

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Informationen zur Autorin

Ulrike Haupt ist myndway Fellow, Beraterin, Trainerin und Coach. Sie selbst sagt über sich:

“Ein Kollege bezeichnete mich mal als „beraterisches Chamäleon“. Ich kann international oder schwäbisch, Top Management oder Handwerker, Start-up und oder Großunternehmen.

Ich schaffe auf Deutsch, Englisch und Französisch mit Dynamik und Begeisterung „Zeit-Räume“ für Commitment und Umsetzung. In Coachings, Team- und Organisationsentwicklungen, in Learning Journeys und Großveranstaltungen.

Mit meinem kulturell-systemischen Ansatz, gepaart mit viel Empathie und Zielorientierung, begleite ich Gruppen und Einzelpersonen charmant-kritisch auf ihrem Weg und in ihrer Entwicklung.”

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