Der Vagusnerv ist der Hauptnerv unseres parasympathischen Nervensystems – das Nervensystem, welches verantwortlich ist für Entspannung und körperliche Ruhe. Da der Vagusnerv an der Regulation fast aller inneren Organe beteiligt ist, nennt man ihn auch den Selbstheilungsnerv. 

Er steht mit allem, was wichtig ist, in Verbindung – mit über Zehntausenden von Nervenfasern. Seine Verästelungen verlaufen durch den Hals und verbinden ihn mit Herz, Lunge, Magen-Darm-Trakt, Nieren und Leber.

Ein beschädigter Vagusnerv kann demnach enorme Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben. Während er größtenteils selbstregulierend ist, können wir den Hirnnerv auch aktiv unterstützen und stimulieren. Wie eine Aktivierung gelingt und welchen Einfluss es auf unsere Arbeit sowie unser Wohlbefinden hat, erfahrt ihr in diesem Beitrag. 

Für ein tieferes Verständnis des Parasympathikus und Sympathikus, gibt es hier einen passenden Beitrag

Ein schwacher Vagotonus macht uns krank

Unser Vagotonus gibt Aufschlüsse über die parasympathische Aktivität unseres Systems und wird gemessen anhand des Herzschlags im Verhältnis zur Atmung. Der Vagotonus ist bei jedem Menschen unterschiedlich, je nachdem wie schnell der Körper gestresst ist bzw. wie gut sich der Körper selbst regulieren kann. Ein verminderter Vagotonus steht im Zusammenhang mit einer erhöhten Krankheitsanfälligkeit und chronischen Leiden wie Depressionen. Befinden wir uns beispielsweise in einem lang andauernden Stress-Zustand, versucht der Parasympathikus dieses Ungleichgewicht schnell auszugleichen und es kommt zu Überreaktionen wie Migräne, Durchfall, Atemwegsprobleme oder Neurodermitis.

Die Problematik ist jedoch, dass es sich hier nicht um eine Fehlfunktion des Vagusnervs handelt, viel mehr erlaubt unser Verhalten nicht mehr, ihn richtig arbeiten zu lassen. Über den Tag halten viele von uns eine gewisse Grundspannung, die zu einer Überaktivität des Sympathikus führt. Wir erledigen Aufgaben am Computer und bemerken nicht, wie die Schultern leicht angezogen sind, der Kiefer verkrampft und unsere Atmung verflacht. Das bedeutet Stress für den Körper.

Bild: pixdesign123 – Adobe Stock

Die Vagusnerv Stimulation wird immer wichtiger 

Die gute Nachricht ist: Wir können unseren Vagusnerv auf verschiedene Weise unterstützen, indem wir ihn stimulieren. Die medizinische Vagusnerv-Stimulation beispielsweise wird eingesetzt zur Behandlung von Epilepsie, Depression und anderen neurologischen Erkrankungen. Die Behandlung erfolgt durch elektrische Impulse, die auf den Vagusnerv geleitet werden und so die Erregbarkeit der Nervenzelle verändern. 

 

Es gibt aber auch ganz einfache und natürliche Wege, unseren Vagusnerv und damit unser gesamtes System zu unterstützen. Grundsätzlich geht es darum, eine Überbelastung frühzeitig zu erkennen und sich um Erholung zu kümmern. So schaffen wir einen guten Rahmen, damit sich Sympathikus und Parasympathikus gegenseitig ausgleichen. Davon profitieren wir am Ende am meisten, indem wir mit mehr Konzentration sowie auch mehr Gelassenheit durch unseren Alltag kommen. 

Einfache Übungen für einen starken Vagusnerv 

Just Breathe: Tiefes Durchatmen 

Atmen hilft. Wahrscheinlich atmen viele von uns intuitiv in stressigen Situationen. Da der Vagusnerv sich vom Kopf bis zu den Nieren zieht, hat eine tiefe Durchatmung einen direkten Einfluss auf zum Beispiel den Blutdruck und die Muskelspannung. Versuche hier die Atemzüge pro Minute zu verringern, sodass du beispielsweise sechs tiefe Atemzüge in einer Minute machst. Mehr Kontrolle und Ruhe über deine Atmung gewinnst Du, indem Du aktiv durch die Nase atmest.

Selbstliebe: Selbstmassage

Der Vagusnerv verläuft nahe der Halsschlagader im Halswirbelbereich des Halses. Lege hier deine Handflächen auf und führe kreisende Bewegungen aus. Durch diese einfachen mechanischen Reize beruhigst und entspannst du den Nerv.

Happy: Singen

Die Vibration der Stimme aktiviert den Nerv am Halsbereich. Dabei sind insbesondere Vokale wie A, O und U wirkungsvoll. Der ein oder andere verbindet vielleicht ohnehin bereits die Meditation mit einem anschließenden „Ooomm“ auch Aumm ausgesprochen.

Chill Baby: Kältereize

Kälte dämpft den Sympathikus und im Gegenzug wird der Parasympathikus aktiv. Der einfachste Weg ist es, unter der Dusche mindestens eine halbe Minute Kältereize zu setzen. Die Kälte stimuliert im Hals-Nackenbereich den Vagusnerv und hat positive Effekte auf das Immunsystem und auf die Stresstoleranz.

Move it: Bewegung und Sport

Natürlich führt zu Entspannung die ausreichende Menge an Sport. Körperliche Aktivität sorgt dafür, dass der Botenstoff Dopamin im Gehirn ausgeschüttet wird und Dopamin wird durch den Vagusnerv initiiert. Wir können demnach mit Yoga, Fitness, Schwimmen oder auch einfach nur einem Spaziergang unseren Vagusnerv aktivieren.

Press it: Akupressur

In unserer Ohrmuschel befindet sich ein Akupressurpunkt, der laut chinesischer Medizin mit dem Vagusnerv in Verbindung steht. Drücke diesen Punkt für 30 Sekunden und lasse ihn wieder los. Das wiederholst du ein Paar Mal. So kannst Du Blockaden lösen und den Energiefluss im Körper anregen.

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All diese Übungen kannst Du zu jederzeit ausführen. Nimm Dir vielleicht auch am Arbeitsplatz über den Tag verteilt immer wieder 2-3 Minuten, um Dich Dir und Deinem Vagusnerv zu widmen. So kultivierst Du Resilienz, Wohlbefinden und Gelassenheit in Deinem Alltag. 

 

Viel Freude dabei.

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